— Die Antarktis wird über die Drake-Passage erreicht, die manchmal sehr schwierig zu befahren ist. Bei ungünstigen Bedingungen können die Wellen sogar bis zu 20 Meter hoch werden. Dann kommt es zum sogenannten „Drake Shake“. Es kann aber auch sein, dass das Wasser ruhig ist (Drake Lake). Im März hatten wir eine aufregende Rückfahrt nach Ushuaia. Während der Überfahrt durch die Meerenge wurden wir von meterhohen Wellen begleitet. Ein unglaublicher Eindruck – erzählt Onet Dorota Waga, Inhaberin eines Reisebüros. Die Turbulenzen waren wie im Flugzeug, nur dass sie die ganze Nacht anhielten.
Dorota Waga organisiert Reisen zu schwer zugänglichen Orten, darunter auch in die Antarktis
Dorota Waga ist von Haus aus Politikwissenschaftlerin. Vor vier Jahren gründete sie ein Reisebüro, das auf der Philosophie des Experience Travel, also des Erlebnisreisens, basiert. Neben eher traditionellen Reisen, zum Beispiel nach Venedig während des Karnevals mit einem echten Maskenball, bietet sie auch Reisen zu weniger zugänglichen Orten außerhalb der üblichen Touristenrouten an, zum Beispiel in die Antarktis. Genau über Expeditionen auf den kältesten Kontinent werden wir sprechen.
Milena Oszczepalska, Onet: 2024 haben Sie zum ersten Mal Touristen in die Antarktis gebracht. Wie verliefen die Vorbereitungen für die Expedition?
Dorota Waga, Inhaberin des Reisebüros TRIPYOU: Eine Reise in die Antarktis ist kein Ausflug über den Zaun zum Nachbarn und erfordert tatsächlich eine gewisse Vorbereitung. Zunächst einmal muss man die Reise mindestens ein Jahr im Voraus buchen und sich mental auf eine lange zweiwöchige Reise einstellen. Es handelt sich nicht um eine körperlich anstrengende Expedition, man unternimmt keine Trekkingtouren, sondern spaziert nur an Orten, die zuvor von Wissenschaftlern festgelegt wurden.
Die Antarktis ist ein kaltes Land und der am schwersten zugängliche Kontinent, aber die Expeditionen werden im lokalen Sommer organisiert. Daher sinkt die Temperatur nicht unter -30 °C. Die zu erwartenden Temperaturen schwanken zwischen -2 und 5 Grad Celsius, also wie im März in den Dolomiten. Natürlich sind die Wetterbedingungen sehr wechselhaft. Unsere Reisenden erhalten im Rahmen des Pakets hochwertige Wind- und Regenjacken. Außerdem muss man gute Thermounterwäsche und wasserdichte Hosen dabei haben.
Wie verläuft die Reise?
Wir fliegen von Warschau nach Buenos Aires, wo wir die erste Nacht verbringen, und dann weiter nach Ushuaia, dem südlichsten Ort, den man mit dem Flugzeug erreichen kann, wenn man in die Antarktis reist. Dort gehen wir an Bord eines Schiffes. Die gesamte Expedition auf dem Schiff dauert 10 Tage. Die Rückfahrt erfolgt ebenfalls über die Drake-Passage.
Schlafen Sie während dieser 10 Tage auf dem Schiff?
Ja, wir fahren mit einem Passagierschiff der Klasse A1. Die Kabinen haben Balkone und große Panoramafenster. Auf dem Schiff gibt es ein Restaurant, das internationale Küche serviert, eine Bar, eine Sauna, ein Fitnesscenter und sogar einen beheizten Außenpool. Bei günstigen Wetterbedingungen bietet der Veranstalter manchmal die Möglichkeit, in einem Zelt an Land zu übernachten, als einmalige Attraktion.
Das Schiff ist für 160 Passagiere und 90 Besatzungsmitglieder ausgelegt, darunter das Expeditionsteam. Dieses besteht aus Wissenschaftlern und Experten aus verschiedenen Bereichen (darunter Meeresbiologen, Glaziologen, Ornithologen und Historiker). Während der Kreuzfahrt finden Präsentationen und Vorträge statt, die den Passagieren den siebten Kontinent näherbringen.
Mindestens einmal am Tag geht man an Land und beobachtet Tiere wie Pinguine, Robben, Wale und Schwertwale in ihrer natürlichen Umgebung. Man muss zugeben, dass es sich um eine Reise der Premiumklasse handelt.
Reise mit dem Schiff in die Antarktis
Der Preis für eine solche Reise beträgt etwa 13.000 Euro zuzüglich internationaler Flugtickets.
Trotz dieses Preises wächst das Interesse an der Erforschung der Antarktis.
Ich stimme zu. Natürlich ist diese Reise nicht für jeden Geldbeutel geeignet, aber es gibt Reisende, für die die Antarktis auf ihrer Wunschliste steht. Die Entdeckung des siebten Kontinents ist so etwas wie der Heilige Gral für Menschen, die regelmäßig andere Kontinente bereisen. Und es ist eine Reise, die für immer in Erinnerung bleibt.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Expedition?
Wir haben uns über ein Jahr lang darauf vorbereitet. Ich war sehr gestresst, denn es war nicht nur meine erste Reise in die Antarktis, sondern ich flog auch mit zwölf Reisenden, die mir die Organisation der Reise anvertraut hatten. Aber alles verlief fantastisch. Ich werde nie die allumfassende Stille vergessen, die in der Antarktis herrscht. Man fühlt sich wie ein kleiner Spielball angesichts der Kraft der Natur und ihrer Prozesse. Die Antarktis ist unglaublich schön und unberührt. Die Tiere haben keine Angst vor Menschen, weil sie ihnen im Alltag nicht begegnen. Zum Beispiel kamen Pinguine, die in ganzen Kolonien leben, auf uns zu, ohne sich bedroht zu fühlen.
Unglaublich war auch das Schwimmen mit Zodiacs, also speziellen aufblasbaren Booten mit Motoren, und die Beobachtung von Eisbergen aus nächster Nähe. Es war fast eine mystische Erfahrung, die Bilder aus National Geographic-Filmen und Werke der modernen Kunst miteinander verband.
Gab es etwas, das Sie besonders überrascht hat?
Ich habe eine Erinnerung daran. Man gelangt in die Antarktis über die Drake-Passage, die manchmal sehr schwierig sein kann. Bei ungünstigen Bedingungen können die Wellen sogar 20 m hoch werden! Dann kommt es zum sogenannten „Drake-Shake”. Es kann aber auch sein, dass das Wasser ruhig ist (Drake-Lake). Im März hatten wir eine aufregende Rückfahrt nach Ushuaia. Wellen von mehreren Metern Höhe begleiteten uns während der nächtlichen Überfahrt durch die Meerenge. Ein unglaubliches Abenteuer!
Wenn Sie sich für eine Reise zum siebten Kontinent entscheiden, sollten Sie daher starke Nerven haben. Ist diese Reise für jeden geeignet?
Normalerweise sind Menschen, die von der Antarktis träumen, sehr bewusste Reisende, die sich im Voraus viel informieren und sich über die Besonderheiten von Reisen in diese Regionen informieren. Wenn sie sich an uns wenden, haben sie bereits eine gewisse Vorstellung davon, wie die Reise verlaufen wird. Die Antarktis ist nach wie vor einer der unzugänglichsten Orte der Welt. Gleichzeitig ist diese Reise sehr komfortabel. Das Schiff, mit dem wir fahren, vermittelt ein Gefühl von Luxus.
Die Antarktis ist nicht nur für Seeleute und Wagemutige im Geiste der alten Entdecker gedacht. Dank moderner Kreuzfahrten kann jeder, der von einem großen Abenteuer träumt, auch wenn er kein Seebär ist, in die Welt der Gletscher, Pinguine und endlosen Weiße am Ende der Welt eintauchen.
