Ungewöhnlicher Nennwert aus der Eisenzeit
Die gefundene Münze ist eine sogenannte regenbogenschüsselchen, also eine „Regenbogenschale”. Dieser poetische Name leitet sich von ihrer charakteristischen konkaven Form und den Legenden ab, dass solche Schätze dort zu finden sind, wo der Regenbogen endet. Tatsächlich handelt es sich um einen Viertelstater, einen kleinen Nennwert, der von den Kelten geprägt wurde. Ihr Aussehen ist typisch für die keltische Kunst, die reich an Symbolik und Stilisierung ist. Auf der Vorderseite ist der Kopf eines Tieres, wahrscheinlich eines Hirsches, mit deutlich erkennbaren Hörnern und großen Augen abgebildet. Die Rückseite ziert eine abstraktere, komplexe Komposition, die von Experten als Halsschmuck, Stern und Kugel identifiziert wird. Der Stil deutet eindeutig auf eine Herkunft aus Münzstätten hin, die im Gebiet des heutigen Nordböhmens tätig waren. Interessanterweise sind die Abnutzungsspuren minimal. Dies deutet darauf hin, dass die Münze höchstwahrscheinlich nicht als gewöhnliches Zahlungsmittel verwendet wurde. Wahrscheinlich diente sie als Prestigeobjekt, als Geschenk, das zwischen den Eliten bei wichtigen Feierlichkeiten oder Geschäften ausgetauscht wurde.
Das Vorhandensein der Münze in Sachsen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die lokalen ländlichen Gemeinden Kontakte zur Außenwelt in einem Ausmaß unterhielten, von dem Archäologen zuvor nicht zu träumen wagten. Obwohl die Kelten in viele einzelne Gruppen aufgeteilt waren, schufen sie ein ausgedehntes Handelsnetz, das sich über Hunderte von Kilometern erstreckte. Die Münze wurde wahrscheinlich auf Flüssen transportiert, die in der Antike als natürliche Verkehrsadern dienten. Diese Entdeckung widerlegt den Mythos, dass die Region ein rückständiger, isolierter Winkel Europas war. Die Datierung auf das 3. Jahrhundert v. Chr. bedeutet, dass die Münzgeschichte dieser Gebiete viel älter ist, als bisher angenommen. Sachsen war kein passiver Beobachter, sondern ein aktiver Teilnehmer an umfassenderen kulturellen und wirtschaftlichen Prozessen.

Münze
Ein neues Zuhause im Museum. Wie geht es nun mit diesem Schatz weiter?
Nach ihrer Entdeckung wurden die Münzen von Experten unter der Leitung von Regina Smolnik, einer Archäologin aus Sachsen, untersucht. Derzeit ist das Objekt in den Museumssammlungen in Dresden zu sehen. Dies ist jedoch nur der Anfang seiner Reise. Die Forscher planen weitere Analysen, die weitere Details ans Licht bringen könnten – von der genauen Zusammensetzung der Goldlegierung bis hin zu möglichen Mikrosiegen, die es ermöglichen, seinen Weg nachzuvollziehen.
Für Besucher ist dies eine einzigartige Gelegenheit, materielle Spuren weitreichender Kontakte zu sehen, die vor mehr als zwei Jahrtausenden stattfanden. Wissenschaftler können sich davon überzeugen, dass Vorstellungen von alten Epochen manchmal zu vereinfacht sind. Die Welt jener Zeit war enger verbunden, als wir denken. Auch wenn ein einzelner Fund nicht die gesamte Geschichte auf den Kopf stellt, ist er doch ein gewichtiges Argument für eine genauere Untersuchung scheinbar nebensächlicher Regionen.









