
In einem der Alpentäler spielt sich ein echter archäologischer Thriller ab. Im Dorf Granvillard im Kanton Freiburg arbeiten Forscher fieberhaft daran, Spuren aus einer mehr als 2500 Jahre alten Vergangenheit ans Licht zu bringen, bevor ein Gebirgsbach sie für immer auslöscht. Es ist nicht der erste Fund dieser Art in dieser Gegend, aber alles deutet darauf hin, dass es sich um den bedeutendsten handeln könnte. Was verbirgt sich unter den Erdschichten? Ein monumentaler Hügel mit einem Durchmesser von etwa 10 Metern verbirgt ein Einzelgrab aus der frühen Eisenzeit. Sein Erhaltungszustand ist wirklich einzigartig.

Einzigartiges archäologisches Denkmal im Herzen des Kantons Freiburg
Seit 2019 wird die Umgebung von Grandvillar systematisch untersucht, wodurch Spuren eines alten Nekropolises entdeckt wurden. Die jüngste Entdeckung stellt die vorherigen in den Schatten. Das Bauwerk, das auf etwa 600 v. Chr. datiert wird, ist in erstaunlich gutem Zustand erhalten geblieben. Es stammt aus der sogenannten Kälteperiode der Eisenzeit, als klimatische Schwankungen das Leben in den Bergen erheblich beeinflussten. Der hervorragende Erhaltungszustand der Grabkammer und der sie umgebenden Erdwerke bietet Forschern eine einmalige Gelegenheit. Sie können die Bestattungsrituale mit Details nachstellen, die normalerweise schwer zu erfassen sind.
Alles deutet darauf hin, dass in der zentralen Grabstätte eine Person ruht, die eine sehr hohe soziale Stellung innehatte. Der Bau eines solchen Grabhügels erforderte enorme, organisierte Anstrengungen der gesamten Gemeinschaft. Dies ist nicht nur eine Ehrerbietung gegenüber dem Verstorbenen, sondern auch ein klares Signal an die Lebenden – ein Zeichen der Stärke und Stabilität dieser Gruppe. Frühere Arbeiten in diesem Nekropol haben unter anderem prestigeträchtige Geschenke aus Bronze entdeckt, die für die Elite jener Zeit charakteristisch waren. Allein die Tatsache, dass das Grab in einem so guten Zustand erhalten geblieben ist, lässt vermuten, dass es sich um eine außergewöhnliche Person handelt.

Erosion als treibende Kraft für die Arbeit der Archäologen
Paradoxerweise gab gerade diese Bedrohung den Anstoß für die Untersuchungen. Ein nahegelegener Bach untergräbt langsam, aber systematisch die Ränder des alten Grabhügels. Die Archäologische Dienststelle des Kantons Freiburg beschloss, sofort einzugreifen. Die Ausgrabungen, die im November begonnen haben, werden bis Januar nächsten Jahres andauern. Die Arbeiten werden mit außerordentlicher Sorgfalt durchgeführt. Jede Schicht wird dokumentiert, fotografiert und beprobt. Dieser Wettlauf mit der Zeit hat ein konkretes Ziel: die vollständige Geschichte des Ortes festzuhalten und nicht nur Artefakte zu bergen. Dank dieser Methode wird es möglich sein, nicht nur das Grab selbst, sondern auch die nachfolgenden Bauphasen des Grabhügels und mögliche spätere Rituale zu rekonstruieren.
Granvillar ist ein weiteres Mosaikstück, das zeigt, dass die Westalpen in der Eisenzeit keine isolierte Provinz waren. Dieser Ort fügt sich in ein größeres Bild dynamischer kultureller und handelspolitischer Austauschbeziehungen ein. Die Forscher hoffen auch, dass die Analyse der Funde Aufschluss darüber geben wird, wie sich die lokalen Gemeinschaften an die Abkühlung des Klimas angepasst haben. Diese Entdeckung ist gleichzeitig eine eindringliche Erinnerung an die Fragilität des archäologischen Erbes. Ohne eine schnelle Reaktion wäre dieses Grab innerhalb weniger Jahre verschwunden, und mit ihm unschätzbares Wissen. Der Erfolg dieser Operation gibt Hoffnung, dass es gelingen wird, weitere ähnliche Stätten zu retten, die noch auf ihre Entdeckung warten oder bereits unbemerkt zerstört werden.
